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Die Glocken in Giacomo Puccinis Oper “TOSCA”

von Günther Möller

Die wiederkehrenden Fragen bezüglich der Glocken-Szenen in der “TOSCA” von Giacomo Puccini waren Motivation für meine Recherchen.

Die vorliegende Arbeit soll dokumentieren, wie zum Beispiel:

  • die Aufteilung der Glocken-Positionen auf den Seiten- und Hinterbühnen der Opernhäuser praktiziert werden kann -

  • welchen Bezug die einzelnen Glocken zu den erwähnten Kirchen-Namen Roms haben -

  • und wie im Vorspiel zum 3. Akt ein naturalistisches Klangbild entsteht.

Giacomo Puccini beschäftigte sich in der Entstehungsphase seiner Oper “TOSCA” sehr intensiv mit der Realisation der Glocken-Szenen des ersten und des dritten Akts. Dies belegen authentische Äußerungen Puccinis und die damit verknüpften Berichte und Kommentare aus dessen Umfeld.

Giacomo Puccini:

“...Ich wollte unbedingt wissen, wie die Kirchenglocken wirklich klingen, reiste deshalb nach Rom und saß mehrere Tage lang auf den Stufen
des Brunnens vor dem St.-Peters-Dom, um den Glocken zuzuhören... ...Die große
(tiefste Glocke der Basilica di San Pietro) ist auf E gestimmt.
Ich hatte Notenpapier bei mir und zeichnete den Klang der Glocke auf...”.

Im Vorfeld dieser Aussage Puccinis, war die Bestimmung des Tons E jedoch anscheinend noch nicht gesichert, wie man dem Buch von Pietro Panichelli
“Il pretino di Puccini” entnehmen kann:
“... jener zerissene, undeutliche, verworrene, nicht greifbare Ton der großen Glocke von St. Peter ...”.

Heute weiß man aus der Analyse der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck,
dass es sich bei der großen Petersdom-Glocke sicher um den Ton E handelt.
Zitat Peter Grassmayr: “...wobei die Innenharmonie eine sogenannte Septimrippe ist ... ... sie ist nicht so rein im Tonaufbau wie eine Oktavrippe...”

Beim Schreiben des dritten Akts, wollte Puccini mit der Notation der Glocke E
in der Kontra-Oktave lediglich ausdrücken, dass das tiefstmöglich verfügbare Glocken-Instrument zu verwenden ist.
Dieses fand er anscheinend bei dem Familien-Unternehmen Tronci in Pistoia, welches u.a. Instrumente wie Glocken, Gongs und Tam Tams herstellte, die von Komponisten wie Mascagni, Verdi und Rossini verwendet wurden. So auch von Puccini. Zitat von Maestro Luigi Tronci:

“...In seinen Schriften und Partituren lesen wir, dass er uns drei Arten von Instrumenten bauen ließ, die sich auf Tosca beziehen ...”

Zu der besonderen Tiefe des notierten Kontra-E und dem Wunsch Puccinis nach einem tiefen, kraftvollen und traurigen Klang, berichtet Luigi Tronci weiter:

Tam Tam Glocke, Durchmesser 70cm
Tam Tam Glocke, Durchmesser 70cm

“ ... eine Art Gong mit nach oben gerichtetem Rand, kommt der Idee des Meisters am nächsten. Er wollte, dass der Ton ein tiefes E ist und dem Läuten der großen Glocke von St. Peter ähnelt...”.

Die originale sogenannte “Tam Tam-Glocke” (Durchmesser 70 cm) hängt in einem eisernen Rundbogen-Ständer und ist mit dem Casa-Ricordi- Stempel versehen, da der Verlag später neben dem Orchestermaterial zur “TOSCA” auch dieses Instrument an die verschiedensten Theater vermietet hat.

Die speziell für die “TOSCA” angefertigten Röhrenglocken waren ca. drei Meter hoch und 10 cm stark. Von diesen und weiteren Instrumenten aus der Zeit der Uraufführung existieren u. a. noch ein hölzernes Gestell auf Rädern mit zwei eingehängten Röhrenglocken und einer Anschlagmechanik, welche über Seilzüge zwei Hämmer bewegte. Zusätzlich wurde noch ein weiterer Percussionist zum Dämpfen der Röhren benötigt.

Holzgestell mit Röhrenglocke
Holzgestell mit Röhrenglocke
Anschlagmechanik, Seilzug mit Hämmer
Anschlagmechanik, Seilzug mit Hämmer

Neben der ”Tam Tam-Glocke” und den beschriebenen Röhrenglocken, ist heute in der Sammlung der Fondatione Luigi Tronci in Pistoia auch ein Gestell mit großen Klangschalen zu besichtigen. (Kopie des Originals vom Teatro alla Scala).

Gestell mit grossen Klangschalen
Gestell mit grossen Klangschalen

Ferner verfügt die Fondatione über eine Bibliothek und ein Archiv mit Originaldokumenten von Briefwechseln mit berühmten Komponisten.
In seinen Schriften gab Puccini an, in welchem Teil der Szene die Instrumente plaziert werden sollten, führte selbst Tests durch und stützte sich aber auch auf die Meinung von Glockenexperten.

"Tosca Glocken" PDF

Viele weitere Details, die Beschreibung der Akte, viele Grafiken und Positionsskizzen finden Sie in der kompletten PDF-Datei als kostenlosen download.